Auf dieser Seite finden Sie in der Regel Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

3. Fastensonntag

3. März 2024

Gedanken zum Sonntag
Segen

Der Text des heutigen Evangeliums gehört zu den irritierenden, weshalb er in der Theologie der Vergangenheit gerne etwas „glattgebügelt“ wurde.


Wir kennen Jesus hier nicht wieder: Er wendet Gewalt an und reagiert sehr emotional. Man sprach deshalb gerne beschönigend vom „heiligen Zorn“, ein Euphemismus, also eine beschönigende Beschreibung, um der Gegebenheit die Schärfe zu nehmen. Ähnlich irritierende Stellen finden wir z.B. bei Matthäus, 10, 34-39: “Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“. Jesus ruft zur Entscheidung auf.


Im heutigen Evangelium ist es die Entscheidung darüber, wer mein Denken beherrscht: Gott oder das Geld.


Dazu muss man wissen, dass die Konzessionen für die Verkaufsstände im Tempel von einigen wenigen besonders mächtigen Familien vergeben wurden. Es geht Jesus also nicht in erster Linie um den Verkauf von Waren, welche ja für den Tempel benötigt wurden und auch nicht um den Tempel als Ort des Verkaufes, sondern um die Prioritäten. Das Geld dient hier nicht dem Menschen, sondern der Gewinnmaximierung. Die kleinen Händler dürften am wenigsten davon gehabt haben, der Gewinn wurde anderweitig abgeschöpft. 


Auch der Geldwechsel an sich wird Jesu Zorn nicht so erregt haben, da das Wechseln des römischen Besatzungsgeldes gegen Tempelgeld erforderlich war. Es bedarf aber nur wenig Phantasie sich auszumalen, dass dabei dem Wucher Tür und Tor geöffnet waren. Deshalb klagt Jesus darüber, das Haus seines Vaters sei zur „Markthalle“ verkommen. Die Priorität ist also vom Gebet zum Geld verschoben.

In Lk 19,6 spricht Jesus vom „ungerechten Mammon“ und unterscheidet zwischen dem, dem Menschen dienlichen Vermögen- was der Begriff Mammon eigentlich meint- und einem ungerechten Vermögen, welches nicht mit dem Willen Gottes vereinbar ist.


Für uns Christen ist diese Unterscheidung essenziell, haben wir doch zwangsläufig in unserem täglichen Leben mit Geld zu tun. Und es scheint, dass der ungerechte Mammon gegenüber dem dienenden Vermögen die Oberhand gewonnen hat.


Selbst Hilmar Kopper, der frühere Chef der Deutschen Bank und hinlänglich bekannt durch sein Zitat von den „Peanuts“ kommt am Ende seiner Karriere nicht umhin zu konstatieren, die Welt werde von „Geiz, Geld und Gier“ beherrscht.

Dabei hat die Deutsche Bundesbank die durchaus redliche Aufgabe, durch ihre Zinspolitik die Geldwertstabilität zu garantieren. Droht eine Inflation, ist also zu viel Geld im System, erhöht die Bundesbank den Leitzins, das Geld wird teurer, die Nachfrage nach Geld sinkt und die Inflation nimmt ab. Zumindest soll das theoretisch so sein. Ich bin kein Banker, verstehe davon also nicht viel. 


Klar ist allerdings eines: Steigende Zinsen nützen vor allem denen, die Geld haben. Sie können dieses verleihen und noch mehr Geld generieren. Große Unternehmen schlagen den Zins auf den Preis ihrer Produkte auf, wodurch die Inflation wieder zunimmt.


Noch dazu können die, die extrem viel haben, einen Teil ihres Geldes aus dem Kapitalmarkt heraushalten, das Geld künstlich weiter verknappen und es zu höheren Zinsen verleihen, auch wenn der Zinssatz wieder sinkt. Statt der Ware beherrscht der Zins den Markt. Das System ist in Schieflage geraten.

Das klingt jetzt ein bisschen nach Marxismus-Leninismus und Kapitalismusbashing.


Doch wir wissen längst, dass der Sozialismus den Menschen ebenso wenig das Heil gebracht hat, wie es der Kapitalismus tat. Und manchmal scheint es mir, als ob die Menschheit keine neuen Ideen hat. Dabei gab es solche schon. Ausgerechnet im „finsteren“ Mittelalter.


Damals hatten alle größeren Städte Kleinkreditbanken, sogenannte Monti, die ihr Kapital aus Spenden wohlhabender Bürger, Wohltätigkeitsveranstaltungen und ähnlichem erhielten. Diese vergaben Kleinkredite an kleine Händler und Handwerker gegen die Einlage von Pfändern. Hatte der Kreditnehmer sein Gewerbe mit dem Geld flottgemacht, konnte er das Pfand wieder auslösen. Wucher war hier nicht möglich und die Stadtgemeinschaft profitierte davon, dass Menschen eigene Einkommen erzielten und der Stadt nicht auf der Tasche lagen.

Warum erzähle ich das? Weil das Heil heutzutage im Wirtschaftswachstum zu liegen scheint, und die Wirtschaftsvertreter künden die Katastrophe, weil wir nur ein Wirtschaftswachstum von 0,2% erwarten.


Metanoite - denkt um! ist die Botschaft Jesu in der Bergpredigt. Vielleicht brauchen wir ein radikales Umdenken in unserem Verhältnis zum Geld.

Bei all der ach so krisengeschüttelten Wirtschaft mit dem so schrecklich dünnen Wirtschaftswachstum kann der Mercedes-Benz-Konzern seinen Mitarbeitenden in Stuttgart dieses Jahr (allen!) eine Gewinnbeteiligung von 7.000 Euro auszahlen. Was die Aktionäre und CEOs erhalten will ich gar nicht wissen.

Das Geld in den Händen der reichsten der Reichen nimmt Jahr für Jahr zu.

Im gleichen Verhältnis nimmt auch die Zahl derer zu, die von ihrem Einkommen nicht mehr leben können und auf Unterstützung angewiesen sind.


An die Stelle der Sozialen Marktwirtschaft ist längst die Philosophie des Shareholder Value- des börsennotierten Marktwertes- getreten.

Lange schon ist nicht mehr gesichert, dass ein fleißig arbeitender Mensch bescheidenen Wohlstand erwerben wird. Nicht bei uns und schon gar nicht in den Ländern Afrikas und Asiens.


Ich zitiere Heiner Geißler, den inzwischen verstorbenen langjährigen Generalsekretär der CDU:

„Wer bei Firmenzusammenschlüssen die Synergieeffekte nutzt, um die Dividenden zu erhöhen, aber gleichzeitig Arbeitsplätze abbaut und die wirtschaftliche Existenz von Menschen vernichtet, muss mit einiger Wahrscheinlichkeit den heiligen Zorn fürchten, zu dem Jesus fähig war, wenn er mit Ungerechtigkeit konfrontiert war.“

Womit wir wieder beim Anfang sind.


Und ich komme zum Ende und zitiere noch einmal Heiner Geißler:

„Jesus hat das Geld, den Mammon nicht abgeschafft. Er selber und seine Freundinnen und Freunde hatten eine Kasse, die von Judas verwaltet wurde. Ordentliches Essen und Trinken gehörte zu seinem Leben. Fast jede zweite Geschichte berichtet von Mittag- und Abendessen und großen Volksspeisungen. Aber Jesus hat das Geld moralisch entwertet und dem Kapital die Funktion zugeordnet, die es auch in der modernen Ökonomie hat: Es hat dem Menschen zu dienen und nicht den Menschen zu beherrschen.“

Von unseren Wirtschaftsexpertinnen und Experten erwarte ich, dass sie in der Lage sind, ein Wirtschaftssystem zu entwickeln das wieder dem Menschen dient und nicht dem Geld. Und wir als Christinnen und Christen sind gefordert, eine kritische Distanz zum Geld einzunehmen und immer danach zu fragen, wem es wohl dient. Man muss dem Geld ständig auf die Finger hauen.



Georg Schmitt

Der HERR segne dich;
er mache dich frei
von allen inneren und äußeren Zwängen,
von allem "du musst", "du sollst";
von allen Erwartungshaltungen anderer:
"man tut", "es wäre gut, wenn ..."


Er gebe dir Mut und Kraft,
deinen eigenen Weg zu gehen,
den für dich bestimmten Weg
zu suchen und zu finden.


Er behüte dich -
und schütze dich vor allem Unheil.
Nie sollst du dich verlassen fühlen
und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein.
Er stelle dir jederzeit einen guten Menschen zur Seite.


Er lasse sein Antlitz über dir leuchten,
sei dir gnädig
und schenke dir reichlich sein Erbarmen.
Er schenke dir offene Augen und Ohren,
auf dass du allezeit seine Taten und Wunder erkennst
in den unscheinbaren Dingen des Alltags.


Er schenke dir Frieden und Heil.
Lob und Tadel anderer sollen dich
weder beirren noch verwirren.
Er schenke dir innere Sicherheit und Zuversicht.
Ablehnung soll dich nicht erschrecken oder gar betäuben
Angst soll nicht dein ständiger Begleiter sein.


Er schenke dir jeden Tag ein fröhliches Herz,
ein Lächeln auf deinen Lippen,
ein Lachen, das andere mitreißt und frei macht,
und die Gabe, dich selbst nicht zu ernst zu nehmen,
und auch über dich selbst lachen zu können.
In dunklen Stunden sende er dir einen Stern,
der dich leitet;
in Traurigkeit einen Menschen, der dich tröstet.

Er schenke dir genügend Ruhe und Schlaf;
Herausforderungen sollen auch nicht fehlen,
zündende Ideen und funkelnde Überraschungen
gebe er dir als Zutaten.


Mit seinem Segen sei er dir alle Zeit nahe,
umgebe dich mit seinem Beistand,

auf dass du wachsen und reifen kannst und DEINEN Weg findest.


So bewahre dich der HERR, dein Gott,
der dich ins Leben rief und will,
dass du lebst und glücklich bist.