Auf dieser Seite finden Sie in der Regel Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

2. Fastensonntag

25. Februar 2024

Gedanken zum Sonntag
Segen

Wer mich etwas kennt, weiß, dass ich gerne in die Berge fahre.

Ich finde es herrlich dort. Die Aussicht, die Luft, die Sonne. Im Winter der Schnee, im Sommer die Pfade für die Wanderung. Berge sind beliebte Urlaubsziele.


Wer in die Berge fährt und die Berge mag, weiß, wovon ich spreche.

Berge spielen für viele eine wichtige Rolle.

Es gibt Berge, die es zu erklimmen gilt. Es gibt es noch andere:
Berge von Arbeit, Berge von Wäsche, Berge von Problemen, Herausforderungen.

Eine Aufgabe, ein Gespräch können auch wie ein „Berg“ vor einem stehen. Man weiß nicht, wie man alles bewältigen soll.


Wenn wir einen Berg in echt erklommen haben, die Aussicht genießen, dann ist der Aufstieg bald vergessen.

Wenn die Arbeit erledigt ist, dann war es doch gar nicht so schwer, wenn das Gespräch gut ausging, dann war es gar nicht so schlimm.

Aber, auch wenn der Ausblick für den Aufstieg belohnt, vor dem Ausblick kommt eben der Aufstieg.


Das Hinaufsteigen auf einen Berg, das Erledigen der Arbeit, das Führen des Gesprächs.

Beim Bergwandern ist Zeit zum Nachdenken, nachdenken über Gott und die Welt, über sich selbst, über andere.

Bei Wanderungen nachdenken.


Wie es Abraham ergangen ist?

Abraham unternimmt eine Bergwanderung

Welche Gedanken haben ihn umgetrieben, als er sowohl äußerlich den Berg Morija mit seinem Sohn Isaak erstiegen ist – und innerlich die Frage wie ein Berg vor ihm auftauchte, was das solle und was Gott mit ihm vorhat.

Schließlich hat er von Gott den Auftrag, seinen Sohn, den er liebt, dort auf dem Berg, als Brandopfer darzubringen.

Diese Erzählung, heute in der Kurzfassung und in der Osternacht in der langen Version, ist auf den ersten Blick schwierig und nur schwer mit meinem Gottesbild vereinbar.


Haben wir einen Gott, der ein Menschopfer fordert?

Wie kann Gott so etwas verlangen? Gott ist in dieser Erzählung unheimlich und unbegreiflich.

Wir wissen – auch das wird in der Lesung gesagt – es geht anders aus. Nicht der Sohn wird geopfert, sondern ein Widder wird als Brandopfer dargebracht. Glück gehabt. Zumindest bei Abraham und Isaak.


Diese Erzählung ist in der Tat eine Herausforderung.

Da hilft der zweite Blick.


Der besagt, dass die Israeliten diese Erzählung nie als historische Tatsache gesehen haben. Sie haben diese Erzählung nicht als Bericht über ein tatsächliches Ereignis verstanden.

Die Bibelwissenschaftler haben festgestellt, dass dieser Bericht über mehrere Jahrhunderte hinweg entstanden ist. Er ist also nicht aus einer Feder, nicht von einem Verfasser geschrieben. Sondern eben über Jahrhunderte gewachsen.

Und mit dieser Geschichte erzählten die Israeliten etwas von sich selbst und von ihrer Glaubensgeschichte mit Gott.


Am Anfang dieser Geschichte des Abraham steht eine Verheißung: Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“

Das ist die Verheißung des Anfangs an das Volk.

Und dieser Verheißung glaubt das Volk Israel, dieser Verheißung glaubt Abraham.

Bis zur Erfüllung der Verheißung ist das Volk herausgefordert, so wie es in der Gestalt des Abraham zum Ausdruck kommt.

Das Volk zweifelt an der Verheißung, es fragt sich immer wieder, was Gott mit ihm vorhat, warum Gott Herausforderungen und Schwierigkeiten schickt. Ob es eine Zukunft hat, oder ob diese – gleich dem Opfer Isaaks – abgeschnitten wird.

In dieser herausfordernden Erzählung wird eine Brücke zu unserem Leben möglich.


Auch in unserer Zeit erleben Menschen, dass Gott sie herausfordert, dass er scheinbar Unmögliches von ihnen verlangt. Es gibt Situationen, in denen sich der Sinn des Lebens verdunkelt, in denen wir um die Zukunft fürchten, die hoffnungslos erscheinen können.


Zweifel an Gottes Führung und Begleitung kommen auf.

Abraham schafft es, diese Herausforderung, diese Spannung auszuhalten. Für ihn zeigt sich ein Weg, ein Ausweg, eine neue Perspektive.

Am Ende wird an ihm – und am Volk Israel – die Verheißung Gottes erfüllt.

Vielleicht hilft der Blick auf Abraham in dunklen Stunden und vielleicht hilft auch ein Wort von Dietrich Bonhoeffer, dem evangelischen Theologen, der 1945 im KZ-Flossenbürg von den Nazis umgebracht wurde.


Von Bonhoeffer ist der Satz überliefert: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“


Eine große Verheißung haben wir im Evangelium gehört: "Du bist mein geliebter Sohn". Diese Zusage, die Jesus gilt, können wir auf uns beziehen: "Du bist mein geliebtes Kind", sagt Gott zu uns.

Eine Zusage, eine Verheißung, an die ich mich erinnern kann, wenn ich die Herausforderungen des Lebens und Glaubens zu bewältigen habe.


Mit dieser Verheißung kann ich die inneren Berge, die es im Leben zu erklimmen gilt, angehen.



Peter Göb


Es segne euch Gott,
der in seiner Liebe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ja die Ewigkeit – in Händen hält.

Es segne euch Gott,
der um alles weiß, was unser menschliches Leben ausmacht.

Es segne euch Gott,
damit wir wachsen im Glauben und in der Liebe

Es segne Euch dieser Gott, der mehr ist als wir von ihm denken können, den wir nennen
Vater, Sohn und Heiliger Geist.