Ertragen
Langsam, ganz langsam setzt sich der gespenstische Zug in
Bewegung. Vorne Jesus - blutend, schwitzend, keuchend, tief gebückt von der
Last des Kreuzes, schleppt er sich über den staubigen und steinigen Weg.
Dahinter und daneben die Soldaten und Schaulustige -
Menschen,
denen es Spaß macht, dabei zuzusehen, wie Jesus gequält wird
und
sich quält. Es ist heiß, unerträglich heiß. Aber es geht
nicht schnell
genug. Die Soldaten treiben Jesus mit Stockschlägen an. Da
passiert es.
Jesus stolpert über einen Stein. Er fängt sich wieder, aber
dieser
Balken ist so schwer. Jesus kann nicht mehr. Er bricht
zusammen.
Er stürzt in den Staub. Der Balken schlägt ihm ins Genick.
Jesus ist am
Boden, Jesus liegt im Dreck. Der Staub vermischt sich mit
dem Blut und
Schweiß in seinem Gesicht zu einer schmierigen Masse.
Die Soldaten brüllen ihn an. Einer tritt ihn sogar. Steh
auf. Wir müssen
weiter, sonst kommst du noch zu deiner eigenen Hinrichtung
zu spät.
Aber Jesus kann nicht mehr. Er schafft es nicht mehr aus
eigener
Kraft. Die Last, die ihn niederdrückt, ist zu groß. Der
schwere
Kreuzesbalken ist zu gewaltig für ihn allein.
Text aus: „Durchkr euztes
Leben“ von Claudia und Ulrich Peters